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Nicht vergessen! - Widerstand in Altlerchenfeld

70 Jahre liegt die Gründung der Widerstandsgruppe in Altlerchenfeld durch den damaligen Sakristan der Pfarre, Oskar Simak, zurück. Dass in den Jahren 1941 Frauen und Männer unter Einsatz ihres eigenen Lebens das Leben anderer retteten und die Bombardierung des ganzen Stadtteils Altlerchenfeld verhinderten, ist in Vergessenheit geraten. Warum? In den Nachkriegsjahren wollte man den Grauen des Krieges und die Gräueltaten, die auch von Menschen in der allernächsten Umgebung begangen oder gutgeheißen wurden, vergessen. Vielleicht auch weil man meinte, das Leben wäre sonst nicht zu meistern, wenn man zu sehr der Vergangenheit verhaftet bliebe. Vielleicht weil die seelischen Wunden, die der Krieg hinterlassen hatte, eine andauernde Auseinandersetzung verhinderten. Das allgegenwärtige Vergessen im Umgang mit dem Nationalsozialismus hat jedenfalls viele Gründe, und es gehört zur Kulturgeschichte unseres Landes.

Das Gedenkprojekt „Widerstand in Altlerchenfeld“ wendet sich gegen das Vergessen. Es erinnert an konkrete Menschen mit dem konkreten Auftrag, dem Unrecht und der Unmenschlichkeit entgegenzutreten. Was sie und Tausende andere WiderstandskämpferInnen getan haben, war Licht in dunklen Zeiten, war ein Hoffnungszeichen für Verfolgte und Verzweifelte: der Arzt, der eine Jüdin im Versteck behandelt, der Sakristan, der einen Jugendlichen zuerst im Pfarrhaus und dann in einer Baracke außerhalb von Wien versteckt, der Kaplan, der einen flüchtenden Halbjuden mit seiner Mutter einen geheimen Wohnplatz im Haus verschafft. Gefälschte Papiere werden besorgt, falsche Atteste ausgestellt, Menschen mit Essen und neutraler Kleidung versorgt. Waffen werden angekauft und für den Endkampf versteckt, Soldaten zur Desertion animiert und versteckt, Flugblätter gedruckt und verteilt, Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen (Marburg) gepflegt, u. a. Zu guter Letzt verhindert der Einsatz der Widerstandsgruppe in den letzten Kriegstagen die Bombardierung des Stadtteils Altlerchenfeld durch die russische Armee, der nicht nur zur Zerstörung der Kirche und vieler anderer Gebäude geführt hätte, sondern auch zur Tötung unzähliger Menschen.

Was sie getan haben, darf nicht vergessen werden.

Oskar Simak  Kaplan März mit Winter und Kulischek       Oskar Simak und Familie                                                       Kaplan März mit Winter und Kulischek

Der RetterInnen Altlerchenfelds wurde ihm Rahmen einer Gedenk-Veranstaltung am 9. November 2012 gedacht. Nach der Präsentation der Gedenkschrift und den Vorträgen von Experten und Zeitzeugen im Gymnasium Albertgasse und einer Präsentation einer Ausstellung und eigens dafür kreiierten Webseite von SchülerInnen und der Enthüllung eines Steines der Erinnerung vor dem Schuleingang, begleitet von Klezmermusik, wurde durch einen Zeitzeugen, Dr. Josef Kirnbauer, der zuvor eine ergreifende Ansprache über seinen Freund Oskar Simak hielt, am Pfarrhaus Mentergasse die Gedenktafel für die Widerstandsgruppe enthüllt. An die Enthüllung schloß sich ein ökumenischer Gedenkgottesdienst mit Weihbischof DrDr. Helmuth Krätzl in der Pfarrkirche an. Der Familienchor Altlerchenfeld gestaltet die Feier musikalisch mit. Der Aktionstag wurde abgerundet durch die Vernissage des Keramikers Otto Ederer Burger im Pfarrhaus. Frau Cécily Corti, die Leiterin der Wohnungsloseneinrichtung "VinziRast CortiHaus" in der Wilhelmstraße 10 im 12. Bezirk, sprach dazu persönliche Worte. Dr. Christian Wetschka und ein Musikteam der Caritasgemeinde brachte den Teilnehmenden einige ausgewählte Stücke jiddischer Musik näher. Nach der Stärkung mit guten Suppen brachte der ehemalige Bezirksvorsteher des 8. Bezirks, Herbert Rahdijan, persönliche Berichte aus seiner Kindheit und las aus der Pfarrchronik Altlerchenfeld am Ort de Geschehens: im Luftschutzkeller der Pfarre. Dass dann auf Grund einer technischen Panne das Licht tatsächlich eine Zeit lang ausfiel, wovon er gerade erzählte, vermittelte den Zuhörern eine kleine Ahnung von dem, wie es damals wohl gewesen sen muss, wenn man ohne Licht im Keller saß, ständig horchend, was sich da oben abspielt. Der gesamte Tag war ein Tag des Erinnern und Gedenkens, aber auch ein Tag, um Mut und Zivilcourage für Aufgaben, die wir heute zu bewältigen haben, zu tanken.

Zitate:
„Ich behaupte, ich habe vier Lebensretter gehabt: meinen Kameraden aus der Studentenkongregation, der mich nach Payerbach-Reichenau geschleust hat, den Jugendführer, der dann leider gefallen ist, der mich eine Zeitlang geschützt hat, den Doktor Gottwald, der mich in sein Lazarett aufgenommen hat und den Oskar Simak. Wenn ich die vier nicht gehabt hätte, säße ich heute nicht hier.“ (Josef Kirnbauer, 20. 6. 2012)

„…und ich will, dass ihr es wisst/denn man kann nur Lehren ziehen/aus dem, was man nicht vergisst!“ (André Heller)

PROGRAMMÜBERSICHT DER GEDENKVERANSTALTUNG am 9. November 2012

14.00 Uhr  Präsentation der Gedenkschrift und Schülerarbeiten im Gymnasium Albertgasse
Redner: ZeitzeugInnen Irmgard Rossoll und Dr. Elisabeth Würth
Kirchenhistoriker Univ. Prof. Maximilian Liebmann, Dr. Johannes Weissensteiner, Dr. Christian Wetschka, Prof. Karl-Heinz Naimer
Musikalische Umrahmung: SchülerInnen des BGRG VIII

16.00 Uhr  Zeit-Café im Festsaal des Gymnasium Albertgasse

17.00 Uhr  Enthüllung eines Steines der Erinnerung vor dem Gymnasium Albertgasse zur Erinnerung an die aus der Schule vertriebenen jüdischen MitschülerInnen.

17.30 Uhr  Enthüllung und Segnung der Gedenktafel am Pfarrhaus
Redner: Bezirksvorsteher Mag. Thomas Blimlinger
Zeitzeuge Josef Kirnbauer, Mag. Albert Unterberger
Musikalische Umrahmung: SchülerInnen des Musikgymnasiums Neustiftgasse

18.00 Uhr  Ökumenischer Gedenkgottesdienst mit Weihbischof DDr. Helmuth Krätzl in der Pfarrkirche Altlerchenfelds
Musikalische Umrahmung: Familienchor Altlerchenfeld
Anschließend (ca. 19.15 Uhr) Agape und Vernissage von Otto Ederer-Burger im Pfarrhaus
Eröffnung: Cécily Corti
Musikalische Umrahmung: Caritasgemeinde

21.00 Uhr  Herr Heribert Rahdijan, Bezirksvorsteher a.D., als Zeitzeuge
liest aus unserer Pfarrchronik und aus eigenen Texten im Keller des Pfarrhauses.
Mentergasse 13, 1070 Wien

Download Folder Gedenken
Download Folder Rahdijan liest im LSK

sowohl die Ausstellung in der Schule als auch in unserem Pfarrhaus ist in den nächsten Tagen noch besuchbar. Die zwei Webseiten des Schülerprojektes zur Zeitgeschichte in der Schule Albertgasse und in der Pfarre Altlerchenfeld:

Widerstand in der Schule Albertgasse oder Widerstand in der Pfarre Altlerchenfeld

Bilder von der Gedenkveranstaltung

Kirnbauer
Zeitzeuge Herr Walter Kirnbauer

Würth
Zeitzeugen Frau Mag. Martha Würth und Herr Heribert Rahdjian

Friedsam
Zeitzeugin Frau Marianne Friedsam, vorher Simak

Pfarrhaus
Beleuchtetes Pfarrhaus

Tafel
Die Gedenktafel

Lesung
Lesung im ehemaligen Luftschutzbunker